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Willkommen im Unikat e.V.

ein soziokuluturelles Projekt

 

mitten im Vogtland

Inmitten der Stadt Plauen, unterhalb von Malzhaus und St. Johanniskirche, ist eine Häuserzeile zu finden, die vor Jahrhunderten erbaut wurde. Die Zeit scheint hier an diesem besonderen Platz still zu stehen und doch ist es gerade in den kleinen Häusern ganz lebendig. Die Kunsthandwerkerinnen des Unikat e.V. hauchten den alten Mauern vor Jahren wieder Leben ein.

Älteste Häuserzeile der Stadt

Im wildromantischen Stadtquartier an der Elsteraue befinden sich in den winzigen Gebäuden der Weberhäuser fünf Werkstätten und ein Museumshaus. Zusätzlich erschließt sich auf dem Arial des Vereins ein traumhafter Garten hinter dem Mühlgraben, ein Sinnesgarten, Bibliothek und Stofflager sowie die Handwerkerhöfe in den ehemaligen Hempelschen Stallungen. Dort bieten Galerie, Haferboden, Druck- und Drechselwerkstatt Raum für Kreativität, Erlebnis und Genuss. In den Werkstätten der Weberhäuser, als auch der Handwerkerhöfe werden zahlreiche Kurse angeboten.

Die Schauwerkstätten bieten Kunsthandwerk zum Mit- und Nachmachen an. In besonderer Atmosphäre kann man die Historie der Stadt Plauen auf eine gänzlich außergewöhnliche Weise kennenlernen. Treten Sie ein in diese verzauberte Welt und lassen sie sich überraschen. Besuchen Sie auch unsere kleine Galerie im Töpferhaus, die Werkstätten im Filz- und Textilhaus. Dort ist es möglich individuelle Geschenke zu erwerben.

 

Die Historie der Häuser

Die Weberhäuser sind die ältesten Häuser der Stadt Plauen und haben als solche ein authentisches Alleinstellungsmerkmal.

Um das Besondere der Häuser, deren ältestes Dokument aus dem Jahre 1524 stammt, zu verstehen, muss man über 100 Jahre in der geschichtlichen Entwicklung zurückgehen. Plauen wurde durch die Spitzenindustrie im ausgehenden 19. Jahrhundert zu einer sehr reichen Stadt. Die Einwohnerzahl stieg von ca. 34 000 auf 128 000 an. Unzählige Landarbeiter*innen drängten in die Stadt. Vor allem junge Mädchen aus Bayern und Franken fanden in der Stickindustrie Arbeit. Die Stadt entwickelte sich in kaum 20 Jahren zu einer Großstadt und wurde neu konzipiert. Die bis dahin bestehenden Häuser aus dem Mittelalter, die entlang der Stadtmauer gebaut waren, wurden abgerissen und dafür wurde das Neue Rathaus, die Sparkasse und die Feuerwache erbaut, um den Reichtum der Stadt auch nach außen sichtbar zu machen.

Auch die Weberhäuser waren in diesen Zeitläufen immer wieder vom Abriss bedroht, haben aber alle Zeiten und Epochen , wenn auch schwer beschädigt, überstanden.

Ende 1999, zehn Jahre nach der Wende, wurden die Häuser Kunsthandwerkerinnen angeboten, die sich mit viel Engagement an die Wiederbelebung der Häuser machten. Innerhalb eines Jahres wurden die Häuser mit Phantasie und Improvisitation wieder nutzbar gemacht. Am 28.8.2002 fand die Eröffnung der Häuser statt. Mit großer Begeisterung wurden die wieder belebten Häuser von der Plauener Bevölkerung angenommen. Vor allem alte Plauener*innen, die die Zerstörung ihrer Stadt miterlebten, unterstützten das Vorhaben mit Geld und Sachspenden.

Gerade die Rückbesinnung auf vergangene Lebensweise wird hier gesucht und gefunden. Nicht die perfekte Sanierung wird erwartet, sondern jede/r Besucher*in findet hier ein Stück ihrer/seiner Wurzeln. Zu Beginn unserer Arbeit hatten wir von der historischen Bedeutung der Häuser kein Wissen. Im Laufe der Arbeit wurde im Stadtarchiv recherchiert und all unser angeeignetes Wissen über die Häuser bei Führungen an Schüler*innen und Besucher*innen weitergegeben. Vier Häuser mit fünf Werkstätten und einem Museumshaus wurden eingerichtet. Jedes Haus hat einen eigenen Namen und beherbergt ein eigenständiges Handwerk.

Anhand der Häuser kann man bei Führungen auch eine Zeitreise der Menschheitsentwicklung vornehmen. Man erlebt authentisch, wie es sich anfühlt ohne elektrisches Licht zu leben, was ein Wohnstallhaus ist und viele weitere Dinge.

Die Häuserzeile am Mühlgraben liegt geschützt hinter einem großen Hang, der im Mittelalter terrassenförmig angelegt wurde, um auf den Terrassenstufen Tuche zum Trocknen und Appretieren auf großen Rahmen auszulegen. Deshalb trägt dieses Wohnquartier bis heute den Namen „Rähme“ oder Rähmvorstadt.

In anderen Gegenden wird die intensive Sonneneinstrahlung der Hanglage für den Weinanbau, in Plauen wurde es von den Tuchmachern für ihr Handwerk genutzt. Die vorindustrielle Entwicklung der Stadt Plauen hat am Mühlgraben ihren Ursprung. Hier, vor den Mauern der Stadt, wurde das Handwerk angesiedelt, das im Mittelalter als unrein galt. Speziell am Mühlgraben waren es die Tuchmacher*innen, Gerber*innen und Färber*innen. Noch heute kann man anhand der Straßennamen nachvollziehen, welche Gewerke angesiedelt waren. Die Färbergasse, die Gerberstraße oder auch die Bleichstraße befinden sich noch heute am Mühlgraben.


Die Weberhäuser im Mittelalter

Mit Stadtgründung 1122 herrschte Graf Everstein über Plauen. Auf dem Gelände des heutigen Malzhauses war seine Burg erbaut. Er besaß das Mühlenrecht. Mit dem Mühlenrecht konnte er Mühlen erbauen und verpachten und sorgte somit für die Ernährung, Versorgung seiner Bevölkerung. Um die Mühlen mit Wasserkraft zu betreiben, ließ Graf Everstein den Mühlgraben anlegen, der als künstlicher Kanal unmittelbar vor der Stadtmauer entlang fliest. Der Mühlgraben führt Elsterwasser und ist ungefähr 1, 8 km lang. Das Wasser fliest am Wehr an der e.o. Plauen Schule ein und mündet wieder in die Elster am Standort des heutigen Autohauses Liebhaber.

Am Mühlgraben standen 3 Mühlen. Die Obere Stadtmühle war eine Kornmühle, die wieder aufgebaut wurde und auch heute noch in Betrieb ist (allerdings malt sie kein Korn mehr, sondern erzeugt mit Wasserkraft Strom). Erst mit den Mühlen konnte sich urbanes Leben entwickeln. Die erste Mühle, die obere Stadtmühle ist eine der ältesten Mühlen Deutschlands, da sie mit der Stadtgründung 1123 erwähnt wird.

Am anderen Ufer der Weberhäuser befand sich eine Walkmühle und unterhalb der Johanniskirche war eine weitere Kornmühle, die den Namen Kreuzermühle trug. Diese Mühle wurde von den Mönchen des deutschen Kreuzritterordens betrieben. Sie nannte sich Kreuzermühle, weil der Name vom Kreuzritterorden abgeleitet wurde. Die Mönche des Ordens betrieben diese Mühle.

Historisch von besonderer Bedeutung für die Weberhäuser ist vor allem die Walkmühle, die von der Tuchmachergilde betrieben wurde. Die Tuchmacher*innen waren eine starke Handwerkergilde, die das gesamte Vogtland in Lohn und Brot hielten, indem sie von den armen Waldbauern, die vorwiegend von der Köhlerei und dem Pechsieden lebten, Schafwolle abkauften, so dass diese ein zusätzliches Einkommen hatten. Diese Wolle wurde mit Wasser und einem Hammerwerk direkt am Mühlgraben zu textilen Flächen verarbeitet. Die Stadt Plauen verlieh an die Tuchmacher große Holzrahmen. Darauf wurden die Tuche zum Trocknen oder appretieren aufgespannt.
Die Tuche mussten natürlich auch gefärbt werden. Deshalb siedelten sich auch die Gilde der Färber*innen und die Lohmüller*innen oder Gerber*innen am Mühlgraben an. Alle benötigten für ihr Handwerk das Wasser.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass alle vorindustrielle Entwicklung der Stadt Plauen am Mühlgraben ihren Ursprung hatte. Mit der beginnenden Technischen Revolution im 18. Jahrhundert, erlebten diese alten Handwerksgilden ihren Niedergang. Mit der Erfindung der Dampfmaschine, musste nicht mehr auf natürliche Antriebskräfte wie Wind und Wasser zurückgegriffen werden. Die Walkmühle wurde später noch als Papiermühle betrieben.

Über den Tuchhandel und die Schleiermacherei, entwickelte sich die Spitzenindustrie, die Plauen weltberühmt machte.

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